Gedanken zum Thema Prokrastination

In der Zwickmühle zwischen Things-to-do und Überforderung

Prokrastination ist in aller Munde, ja mittlerweile als psychologisches Problem anerkannt. Es gibt Ratgeber, wissenschaftliche Studien und Lehrstühle zu der Thematik und viele Menschen holen sich bereits professionelle Unterstützung bei Coaches und Beratern.

Jeder von uns war und ist damit in seinem Leben früher oder später konfrontiert und für viele ist es ein täglicher Kampf mit Prioritäten- und To-do-Listen. Doch diese scheinen nicht das optimale Handwerkszeug zu sein. Ein guter Grund einen genaueren Blick auf die Problematik zu werfen.

Einleitung

Vereinfacht gesagt, bedeutet Prokrastination: Ich schiebe Dinge auf, verzettle mich in Ersatzhandlungen und vertage Wichtiges auf den nächsten Tag … und den nächsten und den nächsten.

Aber, was ist denn wirklich wichtig? Wer sagt, was für mich wichtig ist? Und wäre jetzt überhaupt der richtige Zeitpunkt?

Für mich spielen daher Bewertung, Klarheit und Individueller Ansatz eine wichtige Rolle. Denn vielleicht geht es zu aller erst darum, Klarheit über seine Ziele zu gewinnen. Jene Dinge die sich schon seit langem auf der To-do-Liste befinden einer genauen Prüfung zu unterziehen und erst danach zur Erledigung zu schreiten bzw. mir zu überlegen, wie ich es angehen kann.

Grundproblematik

Prinzipiell kann alles aufgeschoben werden: Die Buchhaltung, der Fitnessplan, die gute Ernährung, die Registrierung auf einem Jobportal, das Mail an die Caster, die neuen Portraitfotos, die Bewerbung bei einer Agentur, die Überarbeitung meines Auditionmaterials, der notwendige Arztbesuch, der Anruf bei meinem Steuerberater, die Durchsicht der Banküberweisungen – um unvollständig einiges aufzuzählen.

Doch ist es wirklich sinnvoll, alles undifferenziert auf eine Liste zu setzen? Schließlich gibt es einen erheblichen Unterschied zwischen einer überschaubaren Aufgabe, wie dem Abheften von Belegen und einer komplexen wie die Suche nach dem passenden Auditionmaterial.

Die Situation von Schauspieler:innen

Während der Ausbildung und auch im späteren Proben- und Produktionsprozess sind Künstlerinnen und Künstler ganz klaren Strukturen unterworfen. Aber danach und dazwischen stehen sie vor ganz anderen Herausforderungen. Sie sind plötzlich ein kleines Unternehmen, sollten sich permanent optimieren und zusätzlich vermarkten. Vor dem Hintergrund einer meist nicht kalkulierbaren Zukunft, geht es darum sich die Arbeitszeit einzuteilen, seinen persönlichen Arbeitsstil zu finden und mit regelmässig wechselnden Situationen zurecht kommen zu müssen. Darauf war man nicht vorbereitet und hat auch gar keine Tools dafür zur Hand.

Stolpersteine

Oftmals lässt einen die Angst vor dem Scheitern und vor dem Misserfolg, Dinge nicht angehen. Bei manchen ist es sogar die Angst vor dem Erfolg, der mit Verantwortung verbunden ist und den man sich vielleicht (noch) nicht so wirklich zugesteht. Dann gibt es den hohen persönlichen Anspruch, den Wunsch nach Perfektion, der einen gar nicht erst beginnen lässt.

Und vielleicht geistert da auch noch so ein prinzipielles Gefühl herum, dass man gar nicht das Leben führt, das man gerne führen würde. Dann wird die To-do-Liste eigentlich unbewältigbar. Die Ziele, die man sich setzt, kann man gar nicht mehr erfüllen. Misserfolg und Selbstverachtung für das Nicht-Geschaffte sind die Folge.

Überforderung

Wir leben in einer Zeit des Überangebots. Informationen aus dem Netz und den sozialen Plattformen prasseln ungefiltert und zeitlich uneingeschränkt auf einen ein. Das Handy liegt neben dem Bett und mache nehmen es sogar mit auf die Bühne. Kann man bei dieser ständigen Reizüberflutung überhaupt so bei sich sein, um wichtige Entscheidungen zu treffen, Prioritäten zu setzen und sich klar darüber zu werden, was für einen selbst wichtig und richtig ist?

Unter diesen Umständen wäre Prokrastination eigentlich der durchaus verständliche Selbstschutz der Psyche vor zu großen Anforderungen bzw. die Verweigerung auf Grund von Überforderung.

Der nächste Artikel widmet sich dann zehn möglichen Strategien, wie man das Thema konkret und individuell für sich angehen könnte.


Brauchst Du Unterstützung dabei Prioritäten zu setzen oder die Balance zwischen To-Do und Erholung zu finden? Melde Dich gerne zu einem unverbindlichen Telefonat.

Drei Tipps für einen erfolgreichen Castingprozess

Immer wieder werde ich mit der Frage konfrontiert, wie man zu mehr Auditioneinladungen kommt und was ein erfolgreiches Vorsprechen ausmacht. Egal, ob beim Film oder im Theaterbereich gibt es drei wichtige Kriterien:

1. Gut sein

Das klingt nach einer Binsenweisheit, aber was passiert, wenn ich eine wirklich gute Audition abliefere? Man lernt alle Facetten meines Könnens kennen! Mehr kann ich für den Moment eigentlich nicht erwarten. Das ist das Optimum. Denn selbst, wenn ich den Job, aus welchen Gründen auch immer, nicht bekommen habe – ich bleibe in positiver Erinnerung, ich habe eine gute Visitenkarte abgegeben und kann daher recht sicher sein, wieder eingeladen zu werden. Folglich ist es besser eine Audition abzusagen, wenn man nicht optimal vorbereitet oder krank ist. Weil auch der schlechte Eindruck bleibt in Erinnerung.

2. Vorbereitet sein

Der zweite Punkt ist natürlich untrennbar mit dem ersten verbunden. Ein gutes Casting ist nur mit entsprechender Vorbereitung möglich – und diese beginnt nicht erst ein paar Tage vor einem Vorsprechen, sondern ist ein andauernder Prozess. Das bedeutet generell: regelmässiges Training, auch zum Beispiel in Cold Reading damit ich in spontanen Situationen sattelfest bin sowie laufende Überprüfung und gegebenenfalls Erneuerung meines Auditionmaterials. Und am Tag selbst selbstverständlich aufgewärmt und präsent ins Casting gehen. Spannend wird ein Vorsprechen für Regie und Caster dann, wenn man wirklich in die Komplexheit der Szene eingestiegen ist und einen Weg gefunden hat, aus der erarbeiteten Rolle etwas Besonderes zu machen. Womit wir wieder bei 1. wären …

3. Entspannt sein

Etwas, von dem man meint, es sich nicht aussuchen oder einfach beschließen zu können. Aber spinnen wir den Gedanken doch einmal weiter. Fakt ist, dass Anspannung  in jedem Fall wahrgenommen wird. Und es ist verständlich, wenn sich Produzenten, Caster und Regisseure für jemanden entscheiden, der sich offensichtlich in der Situation, mit seinem Tun und in seiner Haut wohlfühlt. Also gilt es herauszufinden wie man dahin kommt! Sollte man sich den Kopf mit Zweifeln, die Konkurrenz und allen anderen möglichen Faktoren rund um den Castingprozess,  zermartern? Eher nicht. Vielmehr sollte der Fokus auf alle jene Dinge gelenkt werden, die man beeinflussen und positiv für sich nützen kann. Hier schließt sich der Kreis zu Punkt zwei. Hat man Freude mit sich und an seinem Beruf, ist man mit seinem Material vertraut – dann kann sich Selbstbestätigung einstellen und diese wird zu 100% in der Castingsituation spürbar.

Talent ist, seine Fähigkeiten mit Selbstvertrauen auszuüben.

Selbstzweifel und negative Gedanken blockieren dabei. Sicherheit gewinnen, Risiken eingehen und somit das volle Programm mit Freude durchziehen können – das ist das Ziel.


Gibt es Themen rund um Castingprozess, die Dich beschäftigen und die Du gerne für Dich klären möchtest?

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Kommende Themen im Blog rund um die Schauspielkarriere

Prokrastination in aller Munde

Mittlerweile gibt es wissenschaftliche Studien und Anleitungen, wie man damit umgeht bzw. die Aufschieberitis bewältigt.

Das Thema ist jedenfalls komplex! Ich möchte mich in den nächsten Wochen jenen Aspekten die Schauspielerinnen und Schauspieler betreffen widmen. Habt ihr konkrete Problemstellungen und Erfahrungsberichte – dann schickt sie mir gerne mit dem Kontaktformular!

Agentur, Management oder geht es auch alleine?

Auch noch dieses Jahr wird es eine Artikelserie zum Thema Agentur und  Management geben, wo Fragen wie zum Beispiel ‚Wie finde ich die richtige Agentur für mich‘ oder ‚Was ist eine erfolgreiche Zusammenarbeit‘ beantwortet werden.

Beides, meiner Ansicht nach, relevante Punkte und vielleicht genau richtig für den Jahresausklang.


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Gibt es spezielle Themen, in denen Du persönliche Beratung benötigst, dann melde Dich gerne für einen unverbindlichen Telefontermin.

„Ich möchte meinen Studenten helfen zu entdecken, was sie unverwechselbar macht.“

Die bekannte Mozart-Sängerin und Dozentin Malin Hartelius sagte im heutigen Ö1 Interview auf die Frage, wie man das vermitteln kann und worauf es in einem Künstlerleben ankommt:

„Man muss zuerst wirklich sehen, was man vor sich hat. Sehr behutsames begleiten. Die Konkurrenz ist heute so hoch und die Medien sehr präsent und ich glaube es geht uns allen so – vor allem junge SängerInnen und Musikern. Die große Gefahr ist, dass man anfängt sich zu vergleichen mit anderen. Wir haben Vorbilder, was auch sehr gut ist, die sollen wir auch haben, aber jeder ist wirklich einzigartig. Es gibt niemanden, der ist wie ein anderer. Jeder hat etwas ganz besonderes. Und ich sage meinen Studenten sie haben hier drin einen einzigartigen Schatz mitbekommen und es geht darum diesen Schatz zu entdecken, erkennen und ganz behutsam damit umzugehen und zu pflegen und nicht weh zu tun.“


Auf dem gleichen Ansatz basiert meine Beratung für Marketing und Karriereplanung.

Nach einem Vorgespräch erarbeiten wir in einem längeren Termin all jene Themen die für den Erfolg als Künstlerin / Künstler wichtig sind. Wir besprechen Präsentationsmaterial, wie Fotos und Lebenslauf, Wünsche und Problemstellungen – und auch persönliche Themen haben hier Platz.

Ziel ist, mit jedem Künstler, jeder Künstlerin eine individuelle Strategie für die eigene Karriere, für den ganz persönlichen Weg, zu entwickeln!

Mein Leben in 450 Zeichen: wie man seine Schauspielbiographie gut erzählt

Im Laufe des Künstler:innenlebens immer wieder die eigene Biographie in Worte zu fassen, birgt, will man es auf den Punkt bringen, so manche ungeahnte Schwierigkeit. Und das gilt eigentlich für jeden Zeitpunkt des Lebens- und Karrierewegs.

Ob für Programmheft oder Website, wird von Dramaturgie, KBB oder Pressebüro regelmäßig – neben dem aktuellen Portrait – die Biographie des Künstlers eingefordert. Meist unterliegt sie Beschränkungen in Länge und Stilistik. Da gilt es gekonnt zu formulieren.

Ist man jung und kann daher noch wenige Credits aufweisen, hat man zwar Platz und könnte theoretisch alles, was man jemals gemacht hat, anführen. Aber ist das empfehlenswert? Die Versuchung mag groß sein, alle Zeichen in Anspruch zu nehmen – man will ja auch nicht, im Vergleich zu anderen, zurückstehen. Aber geht es wirklich um weniger weiße Fläche und die Anzahl der Zeichen?

Schon über viele Jahre im Business ist von vornherein klar, dass man nicht alle Engagements unterbringen kann. Weder wird man alle Theater nennen können, an denen man tätig war, noch alle Rollen, die man gespielt hat. Von anderen Branchen wie Film & TV, Konzert, Synchronisation oder ähnlichem ganz abgesehen. Außerdem wirkt es trocken und nicht gerade lesefreundlich, alles nacheinander aufzuzählen.

Storytelling in der Schaupiel-Biographie

Meine Biographie ist mein Pressetext – ich erzähle darin meine Geschichte, lenke den Fokus, streiche die Besonderheiten heraus, lasse Unbedeutendes weg – und ist daher von enormer Bedeutung! Die Anfrage seine Bio zu schicken, ist immer ein guter Anlass, sein bisheriges Tun einer genaueren Betrachtung zu unterziehen und dadurch vielleicht sogar eine Vision für die Zukunft zu entwicklen.

Wie kann ich das bewerkstelligen?

Fünf Fragen als Anhaltspunkte

  • Was waren die Landmarks, die Meilensteine meiner bisherigen Karriere?
  • Gab es Zusammenarbeiten, die mich in meiner Entwicklung nachhaltig geprägt haben?
  • Gibt es etwas, das meinen Lebensweg, meine Passion, von anderen, unterscheidet?
  • Kann man einen roten Faden erkennen?
  • Flüchte ich mich in (zu vermeidende) Superlative oder zu Persönliches?

Gemeinsam mit dem Portrait sind diese 250 bis 1000 Zeichen das Aushängeschild eines Künstlers und daher mehr als eine nette Lektüre für den Leser eines Programmhefts. Deshalb hat die Erstellung der Biographien auch einen besonderen Stellenwert in meinem Agenturalltag, die Ruhe und Aufmerksamkeit erfordert – und die mir immer besondere Freude bereitet.

(Das Bild stammt übrigens von Facebook aus dem Feed einer namhaften Schauspielerin.)


Wie kann ich mit meiner Biographie eine spannende Geschichte erzählen?

Wenn Du dabei Unterstützung benötigst, melde Dich gerne.