Der Einzug von Dominic Thiem ins Finale von Roland Garros 2019 und die Beobachtung der Spiele haben mich inspiriert den gewagten Vergleich zwischen Kunst und Profisport herzustellen.
Auch die Leistung von Schauspielerinnen und Schauspielern grenzt ja an Hochleistungssport. Sie erfordert präzise Vorbereitung, körperliche Fitness und einen klaren mentalen Fokus.
Hier dazu nun ein paar Gedanken, die sich mit den Erfahrungen aus der Beratung von Künstlerinnen und Künstler decken.
Man kann keine Schritte überspringen
„Dorthin möchte ich.“, „Das möchte ich erreichen.“ – Ziel und Wünsche zu definieren ist gut und wichtig, damit man weiß, wohin die Reise gehen soll. Was gerne vergessen wird, sind die Zwischenschritte, die notwendig sind. Der (steinige) Weg des Dominic Thiem führte über jedes einzelne Spiel, jeden einzelnen Satz, ja jeden einzelnen Ballwechsel. Würde hier nicht die gesamte Konzentration auf jeden Punktgewinn ausgerichtet sein, wäre das Ziel nicht mal ansatzweise greifbar.
Die Definition meines Erfolgs
Dominic Thiem hat Roland Garros nicht gewonnen. Und dennoch ist er auf seinem Weg ins Finale über sich hinaus gewachsen, hat fantastisches Tennis gespielt, die Nummer 1 der Welt geschlagen, dem Sandplatzkönig Rafael Nadal den Sieg nicht leicht gemacht und seine Stellung unter den Top 10 behauptet. Würde er dies nicht als Erfolg sehen, müsste er in der Sekunde den Job an den Nagel hängen.
Ich kann mein Umfeld nicht verändern
Man hat einen Gegner, der so ist, wie er ist – mit Ritualen, Emotionen, vielleicht sogar Dingen, die unangenehm berühren oder ärgern. Es gibt das Wetter und den Faktor Glück. An all dem kann ich nichts ändern. Worauf ich aber schon Einfluss habe, ist meine Haltung zu diesen Dingen. Wenn ich zulasse, dass sie mich aus der Bahn werfen, dann ist das meine Entscheidung,
Vertrauen und Loslassen
Es gibt Zeiten des Trainings, der Vorbereitung und des Lernens. Diese Phasen können, im Sport wie auch auf im Schauspielbusiness schonmal viel Zeit in Anspruch nehmen. Man bereitet sich oft lange auf einen Auftritt vor, trainiert die Stimme, studiert Partien ein und lernt vielleicht sogar neue Skills für eine Rolle. Irgendwann kommt jedoch der Moment wo man ‚performt‘ – egal ob Wettkampf oder Vorstellung. Jetzt geht es darum den Schalter umzulegen, ins Vertrauen zu gehen und die Kräfte frei zu lassen.
Mein Weg – individuell und unverwechselbar
Mein Weg ist in jedem Fall tatsächlich mein Weg. Wie ich es „angehe“ – und im Sport ist das so wunderbar zu sehen – ist vollkommen individuell. Ob Spezialisierung auf eine bestimmte Technik oder ein Trainingsprogramm, Rituale, Kleidung oder Formen der Regeneration – keiner gleicht dem anderen. Alles darf sein, wenn es zu mir passt und mich auf meinem Weg unterstützt.